Halb so schlimm – Krypto-Experten sehen Crash von Bitcoin überwiegend positiv

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Der Kryptomarkt hat in den vergangenen Tagen einen regelrechten Crash hingelegt, was maßgeblich durch den heftigen Absturz von Marktführer Bitcoin (BTC) bedingt ist, dessen Kurs zwischenzeitlich sogar unter 48.000 US-Dollar abgesackt war.

Während die Gründe für den plötzlichen Abschwung zunächst unklar waren, kommt nun langsam Licht ins Dunkel. Ein überhitzter Futures-Markt und eine erhöhte Verkaufsaktivität kleinerer und mittlerer Großinvestoren stehen dabei an vorderster Front. Abseits des Kryptomarkts könnte zudem eine Erhöhung der Kapitalertragsteuer in den USA durch die Regierung von Joe Biden dafür gesorgt haben, dass sich die Stimmung größerer Investoren zusätzlich verschlechtert hat.

Wie die Daten von Cointelegraph Markets und TradingView zeigen, sorgte heftiger Verkaufsdruck zunächst dafür, dass der psychologisch wichtige Support bei 50.000 US-Dollar am 23. April eingeknickt ist, ehe der Kurs auf ein vorübergehendes Tief von 47.500 US-Dollar geschlittert ist. Einige mutige Investoren konnten die marktführende Kryptowährung anschließend immerhin wieder über 49.000 US-Dollar heben.

Bitcoin-Kursdiagramm. Quelle: TradingView

Der Abschwung unter die 50.000 US-Dollar Marke entspricht einem Rücklauf von satten 25 % im Vergleich zum jüngsten Rekordhoch von über 65.000 US-Dollar. Damit liegt Bitcoin nun wieder auf einem Niveau wie zuletzt Anfang März.

Großinvestoren sorgen für Verkaufsdruck

Micah Spruill, der Investmentchef von S2F Capital, vermutet, dass der Abschwung „ein gezielter Versuch ist, den Kurs unter die wichtige 50.000 US-Dollar Marke zu drücken, da eine beträchtliche Menge an Verkaufsoptionen dadurch profitabel bleiben würde.“

Wie Spruill erklärt war „eine große Menge an Bitcoin-Kapitalzuflüssen mit Verkaufsabsicht“ der Katalysator, der den Kurs „auf den nächsten Support bei 47.500 US-Dollar abgesenkt hat“. Dahingehend merkt der Experte zudem an, dass „die meisten Bitcoin, die in der jüngsten Verkaufswelle bewegt wurden, erst kürzlich aufgekauft wurden“. Es handele sich dabei also nicht um Bitcoin-Vermögen von Anlegern mit langfristigen Absichten. Daran lässt sich wiederum erkennen, dass die Mehrheit der Anleger den Rekordlauf noch nicht aufgegeben hat, sondern dass kurzfristige Trader vielmehr strategische Ziele verfolgen.

Bitcoin-Nettokapitalzufluss auf Kryptobörsen. Quelle: Glassnode, S2F Capital

Élie Le Rest von der Krypto-Vermögensverwaltung ExoAlpha sieht derweil gute Karten, falls der Krypto-Marktführer den momentanen Kurs halten kann, denn darin würde sich „bestätigen, dass institutionelle Investoren unterhalb von 50.000 US-Dollar weiter ankaufen, was Bitcoin in den kommenden Wochen und Monaten noch viel Luft nach oben gibt“.

Falls der Kurs jedoch weiter fallen sollte, sieht Le Rest die 43.000 US-Dollar Marke als nächsten wichtigen Support, wobei er ausdrücklich darauf hinweist, dass die Altcoins „aufgeblüht“ sind, als Bitcoin im Februar längere Zeit in diesem Bereich lag.

Dementsprechend könnte sich ein Abschwung des Marktführers zurück in diese Gefilde umso heftiger auf die Altcoins auswirken, die dadurch womögliche ihre gesamten jüngsten Gewinne wieder verlieren. Der Marktanteil von Bitcoin könnte dann wiederum über 60 % steigen.

Le Rest sieht beide Szenarios letztendlich optimistisch:

„So oder so, dieser Abschwung ist auf jeden Fall gesund, da wir dadurch diejenigen Investoren herausfiltern können, die sich übernommen haben, und eine stabilere Grundlage aufbauen können.“

Das Boot ist gekentert

Ben Lilly, einer der Mitgründer von Jarvis Labs, verbildlicht den plötzlichen Abschwung anhand einer Analogie, in der er Bitcoin-Anleger mit Passagieren in einem Boot vergleicht, das zu kentern droht. Dadurch ließe sich das Phänomen der „spontanen Synchronisation“ verdeutlichen.

So führt Lilly aus:

„Wenn ein Boot zu kentern droht, dann lehnen sich ein paar Passagiere in die entgegengesetzte Richtung. Je mehr das Boot in die andere Richtung gedrückt wird, desto mehr Passagiere lehnen sich rüber, und plötzlich kentert das Boot.“

Gemäß dieser Bildsprache haben die Krypto-Anleger den jüngsten Abschwung nach und nach genutzt, um die satten Zugewinne der Altcoins zu verkaufen. Kapital wäre vielmehr eingesetzt worden, um durch Verkäufe Gewinn zu machen, und nicht um anzukaufen.

Wie schnell sich dieser Effekt verselbständigt hat und wie sehr auch die institutionellen Investoren überrascht waren, verdeutlicht der Blockchain-Datendienst Whalemap in einem Tweet (siehe unten). Aus der zugehörigen Grafik wird ersichtlich, dass bei 55.000 US-Dollar eigentlich verstärkt Kapital von den Großinvestoren in den Markt gespült wurde, um den Support zu stützen, doch selbst diese Investitionen reichten nicht aus, um den Abschwung aufzuhalten.

Ein weiterer Tweet von Whalemap gibt jedoch wieder Grund zum Optimismus, denn die Analysten sehen den Abschwung unter die 50.000 US-Dollar Marke als gute Kaufgelegenheit:

„Die gemittelten stündlichen Verluste sind höher als die Gewinne, was in der Regel eine gute Kaufgelegenheit bedeutet.“

Gemittelte Verluste und Gewinne für Bitcoin (MPL). Quelle: Whalemap

Der Kryptomarkt wartet nun gespannt, wohin es für den Marktführer als nächstes geht. Kann der Rekordlauf fortgesetzt werden, und handelt es sich nur um eine geringfügige Korrektur, oder leitet der Crash einen längerfristigen Abschwung ein, der das Ende des mehrmonatigen Aufwärtstrends bedeutet?

Der viel zitierte Krypto-Experte PlanB gibt zumindest Entwarnung, und interpretiert den Rücklauf als positives Zeichen für den weiteren Rekordlauf.

Altcoins bluten schon jetzt

Die Altcoins wurden vom Bitcoin-Rücklauf schon jetzt hart getroffen, denn für die Mehrheit der Top-100 Kryptowährungen stehen zweistellige Verluste auf dem Tableau.

Marktvisualisierung von Coin360

Selbst Altcoin-Marktführer Ether (ETH) musste Blut lassen, was sich in einem Verlust von 12 % im Vergleich zum neuen Rekordhoch vom 22. April äußert. XRP und DOGE sind derweil die beiden Altcoins aus den Top-10, die es am heftigsten getroffen hat. So geht es für beide Kryptowährungen um mehr als 20 % nach unten.

Die einzigen Ausnahmen sind COMP, WAVES und HNT, die bei Redaktionsschluss jeweils einen Zugewinn von 13 %, 9 % und 8 % schaffen.

Die Gesamt-Marktkapitalisierung beläuft sich derweil auf 1,862 Bio. US-Dollar, woran Bitcoin einen Marktanteil von 50,7 % hat.

 



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