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Twitter-Chef Jack Dorsey übt heftige Kritik an der amerikanischen Kryptobörse Coinbase, nachdem diese am 28. September einen Öffentlichen Brief an ihre Mitarbeiter verbreitet hatte.
In dem Brief, der von Coinbase Geschäftsführer Brian Armstrong verfasst wurde, erklärt die Kryptobörse, warum sie versucht, sich aus politischen und gesellschaftlichen Themen weitestgehend rauszuhalten, und sich stattdessen auf ihr erklärtes Unternehmensziel zu konzentrieren, das darin besteht, ein offenes Finanzsystem für die gesamte Welt zu schaffen.
Diese Haltung erntet einerseits viel Lob, aber andererseits jedoch auch viel Kritik.
Jack Dorsey ist einer dieser Kritiker, weshalb er in seinem sozialen Netzwerk zum verbalen Gegenangriff ausholte. So meint Dorsey, dass „Bitcoin (also Kryptowährungen) nichts anderes ist, als politischer Aktivismus gegen ein unfaires und elitäres Finanzsystem“. Dementsprechend ist er der Überzeugung, dass die Kryptobörse die soziale Komponente nicht einfach ignorieren kann, da sie sonst ihre eigenen Kunden auf der Strecke lässt.
#Bitcoin (aka “crypto”) is direct activism against an unverifiable and exclusionary financial system which negatively affects so much of our society. Important to at *least* acknowledge and connect the related societal issues your customers face daily. This leaves people behind: https://t.co/0LMlF1qcmG
— jack (@jack) September 30, 2020
Dorsey ist für seine aktive Rolle in der Kryptobranche bekannt, was nicht unumstritten ist. Twitter wurde zuletzt selbst dafür kritisiert, dass das soziale Netzwerk linke politische Meinungen scheinbar gegenüber rechten Meinungen bevorzugt behandelt. Umso weniger verwunderlich ist es, dass der überwiegende Teil der Krypto-Community den jüngsten Einwand von Dorsey nicht stützt, sondern vielmehr den Ansatz von Armstrong befürwortet.
Mike Solana, der Vize-Präsident der Investmentfirma Founders Fund, ist eine dieser Stimmen, denn er lehnt den „Trend ab, dass Unternehmen politisch polarisieren und sich an einem Kampf der Kulturen beteiligen“. Anschließend vergleicht er die politisch neutrale Haltung von Coinbase mit dem Vorgehen von Twitter und schlussfolgert daraus, dass Dorsey „ein Mann ist, der Millionen von Dollar damit verdient, dass er Öl ins politische Feuer gießt und die Polarisierung vorantreibt“.
Adam Draper, der Sohn des berühmt-berüchtigten Krypto-Investors Tim Draper, findet ebenfalls lobende Worte für Armstrong und vergleicht diesen gar mit Basketballlegende Michael Jordan, wobei er dem Coinbase CEO eine ähnliche Zielstrebigkeit attestiert:
„Das ist die richtige Einstellung. Wir kommen nur weiter, wenn wir alle auf ein gemeinsames Ziel konzentriert sind. Brian ist momentan wie Jordan auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Falls jemand Coinbase Aktien verkaufen möchte, ich nehme sie gerne ab.“
Allerdings bekam Dorsey für seine Worte auch Unterstützung, so meint Harry Halpin, der CEO des NYM Projects, dass Kryptowährungen „grundlegend mit der sozialen Komponente von Finanzdienstleistungen und Vertrauenswürdigkeit verbunden sind“. Daraus entstünden wiederum klare politische Fragestellungen, womit unweigerlich eine politische Positionierung einhergeht.
Wow @jack just nailed it: Cryptocurrency is inherently about the social impact of finance and trust. These are irreducibly social issues, politics par excellance! https://t.co/J4oBViMhz0
— harryhalpin (@harryhalpin) September 30, 2020
Coinbase hat jedem Mitarbeiter, der unüberwindbare Differenzen zwischen der eigenen Haltung und den Ansichten von Armstrong sieht, die Option eröffnet, mit Erhalt einer Abfindung freiwillig kündigen zu können. Dahingehend heißt es: „Es ist zwar immer traurig, wenn wir Teammitglieder verlieren, aber dies kann zugleich auch eine Chance für den einzelnen und unser Unternehmen sein.“
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