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Deutschland hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2022 alle Kernkraftwerke und bis zum Jahr 2038 alle Kohlekraftwerke im Land abzuschalten. Es kommen daher immer mehr Anbieter erneuerbarer Energien auf, um den Energiebedarf danach zu decken. Die Distributed-Ledger-Technologie bildet zunehmend die Grundlage der Architektur vieler Systeme, die innovative Anbieter erneuerbarer Energien im Land derzeit entwickeln.
Cointelegraph sprach mit Richard Lohwasser, dem Mitbegründer und CEO von Lition Energie. Das Startup für erneuerbare Energien aus Berlin hat einen Blockchain-Marktplatz eröffnet, auf dem Verbraucher aus mehreren Stromanbietern wählen können. Er sprach mit Cointelegraph darüber, wie DLT im neuen Energiesektor in Deutschland eingesetzt wird.
Energieplattform auf Blockchain-Basis
Nach der Gründung Ende 2017 wurde Lition im März 2018 von den deutschen Regulierungsbehörden als Stromanbieter zugelassen und begann im Monat darauf, Kunden Strom anzubieten. Das Unternehmen betreibt seit dem Sommer 2019 groß angelegtes Marketing und schätzt, bis zum Winter Kunden in mehr als 1.000 Städten zu haben.
Lition hat Partnerschaften mit mehreren großen Unternehmen. Darunter etwa die Softwareriesen Microsoft, SAP und PowerCloud sowie die lokalen Firmen SüdwestStrom und N26. Unter den Investoren sind „europäische Familienbetriebe, die über eine Wandelanleihe investieren“.
Lition bietet einen Marktplatz für umweltfreundliche Energie an, über den Haushalte direkt einen unabhängigen grünen Stromanbieter wählen können. Das Unternehmen will ab Juni auch Solarpanele anbieten. Die Plattform besteht aus einer Zweitschicht-Proof-of-stake-Lösung, die auf Ethereum (ETH) aufbaut. Lition bietet eine Datenlöschfunktion an und die Transaktionsgebühren belaufen sich auf 0,001 USD Coin (USDC).
Cointelegraph: Wie hat sich die Umstrukturierung des deutschen Energiesektors auf die lokalen DLT-Firmen ausgewirkt?
Richard Lohwasser: Das derzeit noch schwer zu sagen. Wir sind mitten in der Energiewende. So nennt man diesen Übergang zu erneuerbaren Energien in Deutschland gerne. Die praktischen Auswirkungen der neuen Strategie entfalten sich gerade in diesem Moment. Derzeit verlagert sich die Energieproduktion auf eine regionale Ebene.
Es besteht ein klarer Bedarf an Dezentralisierung in der Energieinfrastruktur auf Bundesebene. Viele Jahre lang waren wir es gewohnt, nur einige wenige, zentrale Stromanbieter zu haben. Dementsprechend war die gesamte Infrastruktur ziemlich zentralisiert und nicht im Entferntesten für einen Energiemix geeignet, der Wind, Sonne, Biomasse und andere Arten der Energieerzeugung mit einem ziemlich niedrigen Kilowatt pro Energieeinheit umfasst.
Daher besteht tatsächlich ein Bedarf, die Netze zu überarbeiten und neu zu gestalten, so dass sie dezentralisiert sind. Hier ist die Blockchain ein sehr nützliches Instrument, um diesen Übergang zur Dezentralisierung zu erleichtern.
Wir stehen noch ganz am Anfang dieser Revolution. Im Idealfall können Nachbarschaften sich selbst versorgen und langsam vom Netz gehen. Das ist unsere Vision. Das ist auch im Hinblick auf die Abhängigkeit großartig, da wir in eine Ära mit hohem Energieverbrauch eintreten und immer mehr Geräte in unserem täglichen Leben verwendet werden. Das bedeutet, dass es immer wichtiger wird, einen einfachen Zugang zu Energie zu haben.
CT: Wie sind Ihre Erfahrungen, im deutschen Blockchain-Sektor tätig zu sein?
RL: Deutschland ist im Allgemeinen ein sehr lebendiges Land, wenn es um Blockchain geht. In Berlin ist das noch präsenter. Die meisten Neugründungen und Projekte finden hier statt. Das ganze Jahr über finden auch zahlreiche Veranstaltungen statt. Wir sind stolze Mitglieder des Bundesblocks. Das ist eine Vereinigung, die sich auf die Aufklärung von Entscheidungsträgern in der Politik und in führenden Unternehmen der Wirtschaft sowie der Öffentlichkeit insgesamt konzentriert.
Durch die Zusammenarbeit der gesamten Blockchain-Community lancierte Deutschland schließlich im September 2019 eine eigene nationale Blockchain-Strategie. Wir freuen uns, dass wir dieses Dokument mit unserer praktischen Erfahrung mitgestaltet haben.
Hier tätig zu sein, ist wegen der Grauzonen in der Gesetzgebung immer noch eine Herausforderung. Wir würden unsere Kunden zum Beispiel gerne mit LIT bezahlen lassen, aber das ist noch nicht möglich. Wir sehen jedoch, dass die Regierung tatsächlich daran interessiert ist, auf den Blockchain-Zug aufzuspringen.
CT: Können Sie uns einen Überblick über die Plattform Lition geben?
RT: Lition bietet eine Plattform, über die Verbraucher direkt mit einem Anbieter ihrer Wahl in Verbindung treten können. Produzenten können ihre Energie hingegen damit zu günstigeren Preisen verkaufen. Da die derzeitige Gesetzgebung nach wie vor Energiekäufe zwischen einem privaten Produzenten und einem Verbraucher behindert, fungiert Lition als Vermittler zwischen den Parteien. Hier kommt die Blockchain ins Spiel. Sie schafft Transparenz für alle Beteiligten und sorgt für ein einzigartiges, vertrauenswürdiges Umfeld.
Wir sind noch dabei, das System im Hinblick auf Transaktionen pro Kunde anzupassen. Bislang haben wir etwa alle 15 Minuten eine Transaktion, bei der ein Kauf-/Verkaufsauftrag ausgelöst wird. Dabei wird das Energieangebot und die Energienachfrage zwischen unseren Produzenten und Kunden synchronisiert.
Lition ist ein Zweitschicht-Protokoll, das auf Ethereum entwickelt wurde, um eine maximale Interoperabilität und ein schnelles Onboarding zu ermöglichen. Wir haben unsere Blockchain auf der Grundlage des Open-Source-Codes von Quorum entwickelt. Heutzutage ist es nicht mehr nötig, das Rad von Grund auf neu zu erfinden, das ist das Schöne an der Open-Source-Bewegung.
Unser Transaktionsverlauf ist durch einen Hash, der in Intervallen im Ethereum-Netzwerk verankert ist, einzigartig. Das sorgt für mehr Robustheit und Dezentralisierung in unserer Technologie. Wir entwickeln jedoch auch eine agnostische Blockchain, die auch zu anderen Mainchains passt, so dass Endbenutzer entscheiden können, welche Mainchain sie nutzen wollen. Das kann Binance, EOS, Cardano oder eine andere sein.
„Lition ist hauptsächlich darauf ausgerichtet, Datentransaktionen jeglicher Art durchzuführen. Etwa Daten zur Beschreibung und Virtualisierung von Energieflüssen oder Daten über Konsortialkredite (wie wir sie haben). Aber jeder Prozess, bei dem Informationssysteme und Vertrauen im Spiel sind, passt gut zu unserer Technologie.
Da wir in die Ethereum-Blockchain integriert sind, ist es außerdem möglich, Smart Contracts zu diesem Zweck zu verarbeiten und die Daten mit unserer Zweitschicht-Lösung zu synchronisieren. Neben der Energiewirtschaft bietet Lition Unternehmen, die erste Schritte in den Blockchain-Bereich machen wollen, auch Beratung und einen technologischen Rahmen an.
Dieses Interview wurde der Übersicht halber bearbeitet und gekürzt.
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